Sie ging rein ins Geschäft, reichte der Verkäuferin ein paar Groschen und murmelte in einem schlechten Deutsch so was wie „Zigaretten“. Angezogen wie eine Straßenpennerin mit weiter Hose und dunkler Jacke. Ein Tuch auf dem Kopf. Dunkle schmutzige Haut. „Zigaretten“, funkelten ihre Augen. Die Zunge berührte die Lippen, als ob sie den Duft des Giftes schon geküsst hätte, als ob der Hals ihn schon schmeckte. Die Hand reichte immer noch unmutig die paar Münzen hin. „Wir haben keine für dieses Geld. Unsere sind teurer“, schaffte die Verkäuferin an der Kasse trotz Entsetzen zu sagen. Die Frau machte keine Geste, dass sie was verstand. Sie ging einige Schritte raus aus dem Laden. Aber nur sehr langsam. Dann kehrte sie genau so langsam zurück. Dieselbe Mimik. Ihre Augen sprachen wieder kaum verständlich „Zigaretten“. „Wir haben keine für dieses Geld. Unsere sind teurer“, die Verkäuferin.
Es war klar, dass die Frau kein Wort verstand. Was wollte sie denn da? Was für eine Geschichte erzählten ihre Lippen in der Farbe des Nikotins? Und wer soll denn ihr zuhören?
Die Verkäuferin? Sie selber mit südosteuropäischen Gesichtsausdrücken, sie selber hatte auch ihre eigene Geschichte. Die zwei Damen, die in der Schlange warteten, um zu zahlen? Die, die mit ausländischem Akzent voller Wut sagten: „sie soll arbeiten, die Pennerin“? Die ertrugen nicht einmal die Gegenwart der Frau in ihrer Nähe. Geschweige denn Mitleid mit ihr zu haben. „Zigaretten“, machte sie weiter ihre Nummer, ließ sich durch nichts stören, nicht einmal von dem Gedanken, dass sie langsam mehr als komisch dastand. „Wir haben keine für dieses Geld“, wiederholte die Verkäuferin wie ein Roboter. „Geh weg, du Pennerin“, riefen die zwei. „Zigaretten“, machte sie noch einen Versuch.
Eine deutsche Frau, die in der Geschäftstür stand und sich alles anschaute, sagte zu sich selbst: „Was für ein komisches Theater! In meiner Stadt diese Leute zu ertragen. Das ist eine Schande“.
Draußen auf den Straßen war es schon Frühling. So schön wie nie zuvor in dieser Stadt. Aber nicht für die Frau. Zumindest nicht ohne die Zigaretten...
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