Als der Teppichweber nach Deutschland kam, nahm er seine Teppichkollektion, seinen Webstuhl, seine Fäden und seine Farben mit. Der Lastwagen füllte sich randvoll, und das Herz wurde dem Teppichweber ganz schwer. Es hielt ihn fest, als ob es ihn an den Dorfboden festgenagelt hätte.
Als er schließlich in die kleine deutsche Stadt kam und seine Waren entlud, erschraken die grauen Blockwände beim Anblick der bunten Teppiche. Die ganze Gegend leuchtete in Regenbogenfarben. In seinem Heimatdorf wären alle Dorfbewohner raus aus ihren Häusern gekommen, um ihn neugierig anzuschauen. Wie im Zirkus. Hier aber blieb alles ruhig.
Erst als er die Teppiche im Innenhof des Wohnblockes aufstellte – denn wo sonst hätte er all die Teppiche hinstellen können, wenn nicht dort -, kamen alle Nachbarn raus. Nicht um Teppiche zu kaufen, zumindest noch nicht, sondern um zu schimpfen. Dann musste der Teppichweber seine Teppiche wieder einpacken und im Lastwagen deponieren.Wieder voll beladen schlenderte er mit seinem Reichtum durch seine neue Welt.
Irgendwann bekam er sie los. Mal verschenkte er einen Teppich, mal verkaufte er einen mit gutem Geld. Den Webstuhl hat ihm ein Museum für einen symbolischen Euro abgekauft. Reich wurde er dadurch nicht wirklich. Sein Herz fühlte sich jedoch auf einmal leichter; losgelöst von der städtischen Erde schwebte es in der Luft. Fadenlos, farblos, heimatlos.
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