Gedicht

Ostern des Schweigens

Als die Gestorbenen auferstanden sind,
war kein Blut in ihren Knochen.
Mutter und Kind aufeinander gestapelt
wie in einem Gebet.

Am Rande des Friedhofes warten Versprechen
auf ihr Auferstehen.

In gestrichenen Gräbern ist Nacht.
Mutter und Kind wachen auf
und zünden Kerzen für ein Ostern des Schweigens an.

Fleischfresser

Wie verzaubert war ich von dir
meine wunderbare Pflanze.
Oh wie schade, dass du später
ein Fleischfresser bist geworden.

Metamorphose

Früher war ich ein Pferd.
Ich fraß Gras.
Es gab genug Gras auf der Wiese.

Heute bin ich Politiker.
Es gibt viele Politiker
in unserem Land.

Unser Land hat viele Pferde
aber wenig Gras,
weil die Politiker es gefressen haben.

Umwandlung

Gott, ich rufe dich oft mit leiser Stimme.
Ich komme sogar bis zu deiner silbernen Tür
und kehre schweigend um.
Ich würde dich gerne während einer deiner Ratschlüsse
mit den Engeln sehen,
wie du im Licht sitzt, mit den Armen ausgestreckt
in der Mitte des Himmels.
Aber viel zu weit oben ist die goldene Tür zu dir
und viele Sterne versperren den Weg.
Ich rufe dich von einem offenen Fenster,
das ein Seraphim vergessen hat zu schliessen.
Ich schaue heimlich hindurch,
sie ist so warm, die Distanz zu dir.
Der Schatten überrascht mich und geht stolz vorbei,

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